4/02/2007

PARANOIA

angst vor unsterblichkeit
ewigem sein
angst vor schlaflosen träumen
und rastlosen nächten

angst vor der zeit
und ihren düsteren tagen
vor des denkens
ewiger geißel

angst vor dem tode
stets fern und versöhnlich
einer gurrenden taube
auf einem goldenen dach

angst vor dem sterben
dem leben
nah allgegenwärtig
angst vor dem krächzenden spatz
in der blutigen hand

angst vor der angst
dem vergänglichen nur
eines war!nicht

(Oktober 1998)

4/01/2007

GESCHICHTEN

ich sammle geschichten
von anderen leben

sie haben gemeinsam
alle nur eines

diese traurige schönheit
ob all der verborgenen
sehnsucht

(März 1999)

WIE BÄUME

wollen wir
zueinander
stehen

der welt
könnten wir
atem
dann schenken

und wir dürften
endlich wieder
wald sein

(Oktober 2003)

Denkfreiheit

Denkfreiheit. - Denk Freiheit!?! - Denkfreiheit ist zunächst einmal die Freiheit vom (zwanghaften) Denken!!!

Die Inhalte unseres bewußten Seins werden maßgeblich bestimmt durch Empfindungen auf körperlicher Ebene. - Unsere Freiheit besteht nicht darin, Empfindungen zu wählen oder zu kreieren, und somit auch nicht in der Auswahl oder Kreation bestimmter Gedankeninhalte, unsere Freiheit besteht alleine darin, nicht länger blind auf diese bei näherer Betrachtung bedeutungslosen, weil unbeständigen Erscheinungsformen des Geist-Materie-Phänomens zu reagieren.

Was ist jenseits einer jeden Empfindung? - Was ist jenseits aller Gedanken? - Was geschieht mit mir, mit Dir, mit einem jeden von uns, wenn endlich zerfällt eine jede im Geiste mühsam errichtete Form.

Übrigens kommt das Wort SÜNDE von ABSONDERUNG...

Und die, die reinen Herzens sind, werden SCHAUEN...

DAS GEHEIMNIS DES DENKENS

mit reißbrett und zirkel baute ich mir einen palast einen goldenen tempel, für die reinheit des denkens; ich wußte damals noch nicht, daß die macht der gedanken letztlich über den denker trägt heim einen restlosen sieg...

(November 1998)

Der Sternseher

Wo bist du? Wo?
Feuer im Haus, Feuer im Land,
lichterloh!
Deine Dörfer verbrannt,
Deine Städte leer.
Von Westen, Osten, Süden, Norden,
von allen vier Winden her
bläst der Sturmwind wütende Horden,
Heuschreckenschwärme, über dein Feld.
Der Pestwurm schleicht, der Hungerhund bellt.
Die Welt voll Rauch
und Schlacht!

Du aber hockst weltferne
auf deinem Turm um Mitternacht
und richtest groß ein Rohr
– kein Feuerrohr, wies Not und Brauch –
gelassen in die Sterne.

'Wach auf!' ich raffe dich am Kleid:
'´s ist Zeit! ´s ist Zeit! ´s ist hohe Zeit!
Erzeige dich den Deinen!'

Du aber winkst abwehrend mit der Hand,
denn eben will im Rohr ein Stern erscheinen,
des Bahn noch dunkel ist und unbekannt.

Laß, winkst du, laß. Was kümmert mich die Zeit.
Ich suche Wege in die Ewigkeit.

W.V.