3/10/2008
Dame im Zug
Es war im letzten Jahr. Aus irgendeinem Grund musste ich nach Hamburg fahren. Ich hatte Glück einen durchfahrenden Zug zu erwischen und hatte eine nette Gesprächspartnerin von Hanover nach Hamburg. Mein Gegenüber war eine Dame von 85 Jahren, eine Lehrerin. Sie fragte mich, ob ich Tänzerin sei, eine Frage, die zugleich ein großes Kompliment in sich trägt. Es dauerte nicht lange, da redeten wir von Liebe. Ihr Mann war lange schon gestorben. Mittlerweile lebte sie in einem Heim für betreutes Wohnen. An jenem Tag war sie auf dem Weg zu ihrem Sohn, der einen Lehrstuhl für Philosophie in Hamburg hielt. Ihr Sohn sei manchmal zu rational und mache sich zu viele Sorgen. Aber darum geht es nicht: Irgendwann erzählte mir die Dame, dass sie sich kürzlich wieder verliebt habe. Ein Herr, etwas älter als sie, dem sie immer wieder im Fahrstuhl begegnete, der nicht aufgeben wollte und ihre Hand zu gerne hielt.
Ich frage mich, was aus den beiden geworden ist und wünsche nur das Beste.
Menschen wie sie sind es, die einem Hoffnung machen, die einem zeigen, dass das Leben weiter geht. Es liegt alles in deiner Hand.
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